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Operation

Das Krankheitsbild Post-Polio-Syndrom ist auch vielen Fachpersonen wenig vertraut.

Ein dem Patienten angepasster OP-Plan sowie dessen Nachbehandlung aufgrund seiner krankheitsbedingten Ausfälle sollte erfolgen.

Eine intensive und umsichtige Vorbereitung selbst bei offensichtlich gesunden, respektive muskulär kompensierten PPS-Patienten, ist für die Sicherheit während der operativen Phase sehr wichtig.

Insbesondere PPS-Patienten mit Narkoseerfahrung sind vor einer Operation verunsichert. PPS-Patienten benötigen eine längere Aufwachzeit sowie eine längere Rekonvaleszenz.

Vor der Operation

Anästhesie- und Operationsrisiken müssen in die OP-Planung einbezogen werden. Dabei ist zu beachten, dass die Muskelmasse von PPS-Patienten reduziert ist. Ein Minderbedarf an Medikamenten steht einem Mehrbedarf an Blut und Flüssigkeit gegenüber, und oft stellen Atmungsprobleme ein grosses Problem dar. Die Medikamentenempfindlichkeit von Polio-Betroffenen ist wesentlich erhöht, vor allem bei Narkotika und Anästhetika. Muskelrelaxantien sollten vermieden werden. Ausserdem liegt beim Patienten eine erhöhte Berührungs-, Druck-, Schmerz- und Temperaturempfindlichkeit vor, weshalb eine entsprechende Lagerung und bei Kälteintoleranz das Warmhalten zu beachten sind.

Die Gabe von Antazida (z.B. 300 mg Ranitidin p.o.) am Vorabend und am Tag der Operation zur Vorbeugung von postoperativer Übelkeit und Erbrechen ist empfehlenswert.

Medikamente

Viele PPS-Patienten haben rezidivierend (häufig / ständig) Schmerzen und sind mit Schmerzmitteln vertraut. Gegenüber Opioiden herrscht eine erhöhte Empfindlichkeit.

Blutkonserven

Bei PPS-Patienten mit einer wesentlichen Lähmung besteht wegen der geringeren Muskelmasse ein reduziertes Blutvolumen.

Prämedikation

Medikamente zur Prämedikation sollten beruhigend / gegen Ängste (sedierend / anxiolytisch) wirken, nicht aber muskelrelaxierend (z. B. Promethazin, Opipramol oder alpha-2-Agonisten).

Bei Eingriffen an den Extremitäten sind periphere Nervenblockaden oder Regionalverfahren von Vorteil.

Nach der Operation

  • Kontinuierliche, verlängerte Überwachung der Vitalfunktionen im Aufwachraum
  • Atemübungen, Aufforderung zum Husten, ggf. CPAP oder BiPAP (eigenes Gerät mitbringen). Atemunterstützung und Physio-therapie mittels passiver Bewegungsübungen sollte auf neurophysikalischer Basis und die Frühmobilisierung bereits am operativen Tag erfolgen.
  • Oberkörperhochlagerung 30° (zur Aspirationsprophylaxe)
  • Wärmemassnahmen
  • Bei der Schmerztherapie Opioide vorsichtig titrieren (auswählen und dosieren), mit Nicht-Opiaten kombinieren, vorzugsweise Regionalanästhesieverfahren mit patientenkontrollierter Analgesie (PCA) einsetzen, Schmerzabwesenheit kontrollieren
  • Indikation zur Überwachung auf Intermediate Care oder Intensivstation grosszügig stellen

Die Aufwachphase bei Polio-Patienten dauert in der Regel deutlich länger.