Bei etwa 92% der akuten Polio-Virus-Infektionen treten keinerlei Symptome (sogenannte stille Feiung) auf, obwohl nach neueren Erkenntnissen auch in diesen Fällen Zellen geschädigt werden. Falls jedoch weniger als etwa die Hälfte der Nervenzellen zerstört wird, führt dies nicht unmittelbar zu Lähmungen oder Schwächen. Dies, weil andere, benachbarte Nervenzellen die Arbeit der abgestorbenen Zellen übernehmen und es daher zu keinem Funktionsausfall kommt. In etwa 6% der Infektionen treten einige Tage lang grippeähnliche Symptome auf (abortive Poliomyelitis). In rund 1% der Fälle kommt es zu einer aseptischen Meningitis mit Fieber, Nackensteifigkeit und Rückenschmerzen (aparalytische Poliomyelitis). Neben diesen leichten Verläufen kommt es bei etwa 0,1-1% zu mehr oder minder ausgeprägten schlaffen Lähmungen (paralytische Poliomyelitis), welche zum Tod führen können (vor allem bulbäre oder bulbospinale Formen). Die Ausprägung der paralytischen Poliomyelitis hängt stark vom Ausmass und der Lokalisation der betroffenen Strukturen ab. Insbesondere die bulbäre und die bulbospinale Verlaufsform sind besonders einschneidend aufgrund der Zerstörung von wichtigen Strukturen des vegetativen Nervensystems, welche unter anderem die Atmung steuern.
Nach einer akuten Poliomyelitis-Infektion erholen sich ca. 10% der Betroffenen vollständig. Bei ca. 80% bleiben unterschiedlich starke Lähmungen, Atem- und Schluckbeschwerden etc. zurück. Einige Betroffene sind daher langfristig auf Gehhilfen, Rollstühle oder Beatmungsgeräte und weitere medizinisch-therapeutische Massnahmen angewiesen. Für alle Verlaufsformen besteht das Risiko, nach Jahren bis Jahrzehnten, je nach Ausprägung der akuten Poliomyelitis und dem Ausmass der körperlichen Schäden im weiteren Leben, ein Post-Polio-Syndrom zu entwickeln.
Eiserne Lunge